Maturitätsfeiern BM 2
Am Donnerstag, 7. Juli 2022 strömten am Vormittag und am frühen Nachmittag je rund 700 Gäste zu den beiden Berufsmaturitätsfeiern BM 2 im Volkshaus zusammen. In der ersten Feier erhielten alle Absolventinnen und Absolventen der Ausrichtung Gesundheit und Soziales sowie der Ausrichtung Wirtschaft und Dienstleistungen, Typ Dienstleistungen ihre Zeugnisse, in der zweiten Feier alle Absolventinnen und Absolventen der Ausrichtung Technik, Architektur, Life Sciences und der Ausrichtung Gestaltung und Kunst.
Nach diesem stimmungsvollen Auftakt begrüsste der Rektor, Dr. Stephan Meyer, die Gäste und gratulierte den Maturandinnen und Maturanden zu ihrem Prüfungserfolg. In seiner ersten Rede erklärte er dem Publikum, welche Faktoren gute Schulerfolge bewirken. Eine amerikanische Langzeitstudie kam zum Ergebnis, dass die Effizienz der Eltern beim Putzen im eigenen Haushalt hochsignifikant mit den erworbenen Bildungsabschlüssen korreliere. Entscheidend sei, dass die Eltern als Vorbilder das Nötige mit der nötigen Regelmässigkeit und in der nötigen Qualität erledigen, auch wenn Putzen vielleicht langweilig, anstrengend und unglamourös ist. «Eltern, die mit entspanntem Gesichtsausdruck effizient putzen, geben offenbar diese Haltung am besten ihren Kindern für den Schulalltag weiter», erklärte der Rektor, denn auch dort muss das Nötige wie Voci lernen, Mathematikaufgaben lösen oder ein Referat einüben beständig und in guter Qualität erledigt werden. Er gratulierte den Maturandinnen und Maturanden zu ihren Talenten, ihrer Einsatzbereitschaft, dem Durchhaltevermögen sowie dem Fleiss und bedankte sich in seinem Namen und im Namen aller Maturandinnen und Maturanden bei allen, die auf ihre Weise für den Lernerfolg Support geleistet haben.
In der zweiten Feier erinnerte der Rektor zu Beginn seiner Rede an die Eröffnung der Golden Gate Bridge im Jahre 1937, verwies auf die ersten Rostspuren, die nach 15 jähriger Betriebszeit am südlichen Ende der Brücke entdeckt und von einem Maler während 15 Arbeitsjahren beseitigt werden mussten, bis anschliessend auch am nördlichen Brückenende Korrosionsschäden sichtbar wurden. Dabei verglich der Rektor die Schulkarriere der Maturandinnen und Maturanden mit der Arbeit des Malers: «Sie haben eine gute Sache zum Abschluss gebracht, Sie stehen jetzt an einem Ende, aber nicht an einem Schluss, denn zugleich stehen Sie an einem Anfang» und er fügte an: «Auch Ihr Berufsmaturitätsabschluss wird nach 15 Jahren komplett durchgerostet sein, wenn er nicht als Startrampe genutzt wird.»
Er gab den Maturandinnen und Maturanden den Tipp, ihre Lebenszeit zu nutzen nach dem Vorbild des griechischen Gottes Kairos, der für das Erleben der Zeit, deren Qualität, ihren Nutzen und Genuss steht. Heute verwendet die Psychologie den Begriff «Flow» für Kairos. Er entsteht, wenn wir so sehr in eine Tätigkeit vertieft sind, dass wir uns und die Welt um uns herum völlig vergessen. «Flow erleben wir beim Spielen, in der Liebe, bei kreativen Arbeiten, aber auch bei hohen Anforderungen an die Konzentration und unseren Intellekt», so der Rektor, und er fuhr fort: «Entscheidend ist die eigene geistige Aktivität und nicht das physikalische Abspulen der Zeit, das vom griechischen Gott Chronos verkörpert wird.» In diesem Sinne wünschte Dr. Stephan Meyer den Maturandinnen und Maturanden viele Begegnungen mit Kairos, mit vielen schnellen Tagen und vielen langsamen Jahren.
Nach einem weiteren musikalischen Zwischenspiel bat der Leiter BM 2, Dr. Lukas Meier, bei beiden Feiern all jene Maturandinnen und Maturanden auf die Bühne, die mit einem Gesamtnotenschnitt von 5.7 und mehr in den Ausrichtungen Gestaltung und Kunst, Gesundheit und Soziales und Dienstleistungen und der Bestnote von 5.4 in der Ausrichtung Technik, Architektur, Life Sciences einen ausgezeichneten Abschluss erzielten. Insgesamt 11 Lernenden konnte der Leiter BM 2 unter kräftigem Applaus zu ihren herausragenden Leistungen gratulieren und überreichte ihnen zusammen mit dem Maturazeugnis einen Büchergutschein und eine Rose.
Nachdem alle Zeugnisse verteilt waren, durfte beim Apéro auf den erfolgreichen Abschluss angestossen werden.
Maturitätsfeiern BM 1
Ebenfalls in festlichem Rahmen fanden gleichentags am späteren Nachmittag und am Abend die beiden Berufsmaturitätsfeiern des Bildungsgangs BM 1 statt. Erneut stimmte die Band SANYSAIDAP den Saal auf die Feiern ein.
Der Rektor, Dr. Stephan Meyer, verband bei beiden Feiern seine Begrüssung mit einem herzlichen Glückwunsch: Er gratulierte allen Maturandinnen und Maturanden zur bestandenen Berufsmatur. In seiner Ansprache an die Absolventinnen und Absolventen der Ausrichtungen Dienstleistungen, Gestaltung und Kunst sowie Gesundheit und Soziales erzählte er die wahre Geschichte von Alson Kelen, der vor sieben Jahren als Endvierziger und Grossvater auf den Marschall-Inseln seine Lehrabschlussprüfung in der alten Kunst der Wellen-Navigation als weltweit letzter Lehrling ablegte. Sie bestand darin, dass Kelen ohne Navigationshilfe an Bord in einem kleinen Segelkanu in der Nacht den Seeweg von der Hauptinsel Majuro zur gut 120 Kilometer entfernten Insel Aur zurücklegte. Kelen wurde lediglich begleitet von drei Wissenschaftlern, einem Anthropologen, einem Physiker und einem Meeresforscher. Er musste die konfusen Wellenmuster und das Verhalten des Kanus in den Wellen genau beobachten, um herauszufinden, in welcher Richtung und wie weit weg sich die nächste Insel befand – lange bevor er sie sehen konnte. Das Bestehen der Prüfung setzte eine Höchstleistung des menschlichen Gehirns im Verbund mit geschärften Sinnesorganen voraus. Eine Analyse der Wellenmuster zwischen den beiden Inselketten und deren Berechnung in einem Modell benötigte nach Angaben des Physikers im Beiboot einen Supercomputer, wie er am CERN für den Nachweis der Existenz des Elementarteilchens Higgs-Boson entwickelt wurde. Das Fachgebiet der Wellen-Navigation hat sich durch die moderne Navigationstechnik schon längst erledigt. Trotzdem wollte Alson Kelen die lange und intensive Ausbildung durchlaufen und die formelle Prüfung in diesem Fachgebiet ablegen, was ihn quasi zu einem Museum machte für Kompetenzen, die er nirgendwo mehr verwenden konnte.
An dieser Stelle schlug der Rektor den Bogen zu den Maturandinnen und Maturanden. Auch sie haben in ihrer Schulkarriere und in der Berufslehre immer wieder viel lernen müssen, manchmal mit Lust, manchmal mit Frust. «Leider muss ich Ihnen sagen, dass Sie etwa die Hälfte von dem, was Sie gelernt haben, nie mehr brauchen werden», so der Rektor und er fuhr fort: «Allerdings kann Ihnen niemand sagen, welche Hälfte das ist. Deswegen mussten Sie alles lernen.» Der Rektor schloss seine Rede mit der Pointe, dass der ausgebildete Navigator Alson Kelen heute eine erfolgreiche Schule für den traditionellen Bootsbau der Marschall-Inseln leitet.
In seiner Rede an die Absolventinnen und Absolventen der Ausrichtung Technik, Architektur, Life Sciences erklärte der Rektor den Zusammenhang zwischen der Positionen-Emissions-Tomographie (PET) und einer Maturfeier. Das PET macht mittels elektromagnetischer Strahlung die aktiven Regionen des menschlichen Gehirns sichtbar, zum Beispiel beim Sehen das Sehzentrum oder beim Sprechen die Sprachzentren. Menschen besitzen allerdings kein eigentliches Leseverständniszentrum, denn das menschliche Gehirn hat vor weit über 100'000 Jahren seine endgültige heutige Form erreicht. Die Schrift ist aber erst vor gut 5'000 Jahren erfunden worden. «Zwar von unserem Hirn, aber nicht eigentlich für unser Hirn», führte der Rektor aus und ergänzte: «Gerade weil wir Menschen kein eigentliches Leseverständniszentrum haben, sondern beim Lesen alle unsere eigenen persönlichen Dschungelpfade beschreiten, ist es völlig normal, wenn wir uns bei der Lektüre verirren und Kolleginnen und Kollegen den gleichen Text ganz anders verstehen.» Die Maturandinnen und Maturanden hätten mit ihren Leistungen bewiesen, dass sie sich im Wörter- und Bedeutungsdschungel einigermassen zurechtgefunden haben, wozu ihnen der Rektor herzlich gratulierte. Er verband damit den Wunsch, dass die BMS den Appetit und die Neugier auf weiteres Lesen steigern möge: «Wenn Sie wollen, können Sie jetzt also durchstarten und zu einem Höhenflug ansetzen», schloss der Rektor und wünschte den Maturandinnen und Maturanden dazu alles Gute und viel Erfolg.
Nach einem weiteren musikalischen Intermezzo führte der Leiter BM 1, Martin Brogle, die Ehrungen durch und bat in der Feier der Ausrichtungen Dienstleistungen, Gestaltung und Kunst sowie Gesundheit und Soziales zuerst die beiden Fachfrauen Gesundheit, Frau Anna Mara Nöthiger und Frau Lia Koster, auf die Bühne. Die beiden Jungforscherinnen wurden für ihre Berufsmaturitätsarbeit mit dem Titel «Memento mori – eine Auseinandersetzung mit unserer Endlichkeit» am Nationalen Wettbewerb von Schweizer Jugend forscht mit dem Prädikat «sehr gut» ausgezeichnet. Das Publikum zollte den beiden Absolventinnen mit einem langen Applaus grössten Respekt für diese ausserordentliche Leistung.
In den beiden Feiern wurden 12 weitere Lernende geehrt, die mit einem Gesamtnotenschnitt von 5.5 oder mehr herausragende Leistungen erbrachten. Zusammen mit seiner Gratulation überreichte Martin Brogle allen Geehrten nebst dem Maturazeugnis einen Büchergutschein und eine Rose. Das Publikum würdigte diese ausgezeichneten Leistungen mit einem kräftigen Applaus.