Die für den Schweizer Buchpreis 2019 nominierte Jungautorin Simone Lappert wagte «den Sprung in die Lesung ohne Sicherheitsnetz» und beeindruckte durch das auswendige und freie Performen des Einstiegs ihres Werks «Der Sprung». Mit angehaltenem Atem hörten wir der Protagonistin Manu beim Fallen zu. Für zehn Menschen, deren Lebenslinien sich mit der von Manu kreuzen, ist danach nichts mehr so wie vorher. Während der Lesung gewährte uns Simone Lappert sowohl einen Einblick in das Leben vierer Figuren als auch einen Blick hinter die Kulissen des Schreibens.
Vor und hinter die Kulissen hiess es auch für die organisierten Theaterbesuche: Die Klassen konnten sich in einem Dreierpaket aus Vorbesprechung – Theatergang – Nachbesprechung intensiv auf den Theaterabend einlassen. In der Vorbesprechung wurde in unserem Fall das Sogar Theater und das Stück «Soldat Kertész» durch die Theaterpädagogin Petra Fischer vorgestellt und die Klasse inhaltlich eingestimmt. Für die Schüler/innen stellte die Nachbesprechung die grösste Besonderheit dar, weil sie mit einem der beiden Schauspielern direkt ins Gespräch kamen und ihre Beobachtungen sowie Fragen zum Stück oder Beruf des Schauspielers mit einem Profi erörtern konnten. Eine solche Gelegenheit wird einem nicht alle Tage geboten!
Premiere und eines der diesjährigen Höhepunkte der Bücherwoche war unbestritten die eigens für die BMS Zürich aufgegleiste Sonderaufführung des Theaters Rigiblick. Rund 200 Personen – darunter Schüler/innen, Lehrpersonen, Schulleitung und Verwaltungspersonal – füllten den Saal. Das irre und verrückte Spiel des Hauptdarstellers Delio Malär in der Rolle des «Amadeus» und die für das Theater Rigiblick charakteristische Livemusik trugen massgeblich zur Interaktion zwischen Bühne und Publikum und zum Erfolg der Veranstaltung bei.
Näher an der Lebens- und Erfahrungswelt unseres Publikums ist das Medium Film. Neben «Der Büezer» zeigte das Riffraff «Wolkenbruch» (nach Thomas Meyers Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse) und bot damit eine gute Gelegenheit, Literaturverfilmungen zu thematisieren.
Franz Hohler, Schweizer Schriftsteller und Kabarettist, war dem Grossteil der jungen Zuhörerschaft unbekannt. Mit Texten wie «Der Schirm», «Autostopper» und «Nächstenliebe» wurde die ganze Breite der Thematik seines Werkes aufgezeigt und am Schluss der 90-minütigen Lesung zeigte Hohler mit acht Gedichten sein lyrisches Können. Vor allem das rappige, von Hohler mit eindringlichem Stakkato und begleitet von metronomischem Schlagen des Bleistiftes auf die Tischoberfläche vorgetragene Endzeitgedicht «Sprachlicher Rückstand» begeisterte die rund 110 Anwesenden. Während, aber auch nach der Lesung konnten die Interessierten Fragen zu Leben, Werk und den möglichen autobiographischen Bezügen stellen.
Wie Geschichten entstehen und was sie mit uns und unserem Leben machen, dem ging Karl Rühmann auf den Grund. Mit vielen Beispielen – fiktiven und realen – interagierte er sehr nah an den Zuhörer/innen und veranschaulichte, wie verschwommen die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen uns und unseren Geschichten und den Protagonisten und ihren Geschichten sind. Nach zahlreichen Kinderbüchern erschien 2018 sein erster Roman «Glasmurmeln rot».
Und schliesslich, fern ab von Lernatmosphäre und schulischem Schreiben fand im kleinen Kreis Schreibbegeisterter der Workshop zu Poetry Slam und zum kreativen Schreiben statt. Unter der inspirierenden Leitung von Valerio Moser entstanden in lockerer Atmosphäre kreative Texte.