Der Anlass konnte erfreulicherweise wieder ohne Einschränkungen im gewohnten Rahmen stattfinden. Dementsprechend strömte das Publikum zahlreich in den grossen Hörsaal im zweiten Stock der PHZH.
Der Rektor der PHZH, Prof. Dr. Heinz Rhyn, Hausherr und Gastgeber, begrüsste die Gäste und zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der ausgestellten Arbeiten und den Fähigkeiten der Autorinnen und Autoren. Herbert Kähli, Lehrer an der Schule für Gestaltung und langjähriger Organisator der Ausstellung, wies in seiner Begrüssung darauf hin, dass die Themen und Fragestellungen zeigen, was junge Erwachsene beschäftigt. Er schätzte den geleisteten Aufwand für die 50 ausgestellten Vertiefungs- und Berufsmaturitätsarbeiten auf rund 6'500 Arbeitsstunden.
Die Berufsmaturitätsschule Zürich konnte an der Ausstellung zehn herausragende Berufsmaturitätsarbeiten zeigen. Mildred Hälg und Davine Bachmann aus der BM 1-Klasse BGM18a präsentierten dem Publikum ihre Berufsmaturitätsarbeit mit dem Titel: «Mort Morteratsch – Alpengletscher am Abgrund». Sie führten aus, dass der Gletscher allein im Jahr 2021 rund 25 Meter an Länge einbüsste, was ungefähr der Länge des Hörsaals entspricht, in dem die Vernissage stattfand. Die angehende Geomatikerin und der angehende Geomatiker stellten sich die Frage, wie die Bevölkerung über die bedrohliche Gletscherschmelze informiert werden kann. Zur Beantwortung ihrer Frage dokumentierten sie mithilfe der Bildmessung (Photogrammetrie) und Drohnenflügen über dem Gletscher den Gletscherrückgang und führten Interviews mit Anwohnerinnen und Anwohnern, einer Expertin und einem Experten sowie einer Kantonsrätin aus dem Kanton Luzern. Als Produkt entstand daraus die informative Website www.mortmorteratsch.com.
Herbert Kähli führte an der Vernissage mehrere Interviews mit Autorinnen und Autoren, darunter auch mit drei BMA-Teams unserer Schule:
Valérie Kündig und Delia Rüegg aus der Klasse BZA18a untersuchten in ihrer Arbeit mit dem Titel «Schwammstadt», wie es gelingen kann, durch die Versickerung und Speicherung des Regenwassers für die Bewässerung von Bäumen das Stadtklima zu kühlen und gleichzeitig die Abwasserreinigungsanlagen (ARA) zu entlasten. Anhand von vier Experteninterviews und dem Begleiten und Dokumentieren von zwei Pilotprojekten in der Stadt Zürich konnten die beiden angehenden Zeichnerinnen Fachrichtung Architektur diesen neuen Ansatz im Kampf gegen die Überhitzung der Stadt eindrücklich darstellen. Valérie Kündig beantwortete die Frage von Herbert Kähli, ob sie Teil der sogenannten «Klimajugend» sei, kurz und bündig: «Das Klima ist ein hoch aktuelles Thema – an den Klimastreiks nehme ich allerdings nicht teil.»
Jessica Rusch und Julia Buffoni, angehende Fachfrauen Information und Dokumentation aus der Klasse BDL19a, konnten in ihrer Arbeit für die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) ein Konzept gegen Foodwaste entwickeln. Am bestehenden Cargotram der VBZ soll ein zusätzlicher «Sharing ist Caring»-Waggon montiert werden. Zudem sollen in der Stadt Zürich zukünftig Linientrams mit einer eingebauten Foodchange-Station auf den Schienen unterwegs sein. «So haben die Nutzenden eine Möglichkeit für das spontane Bringen und Holen von Lebensmitteln, aber auch für das geplante Foodsharing», erklärte Jessica Rusch. «Es war sehr spannend, bei den VBZ die internen Abläufe kennen zu lernen. Das Cargotram eignet sich bestens für einen Beitrag zur Senkung von Foodwaste», ergänzte Julia Buffoni.
Lia Koster und Mara Nöthiger aus der BM 1-Klasse BGS19b beschäftigten sich in ihrer Arbeit mit der Einstellung älterer Menschen zum Thema Sterben und Tod. «Das Thema wird im Alltag mit einem Tabu belegt, auch im Beruf wird es unzulänglich angesprochen. Wir finden das unbefriedigend und wollten mehr darüber wissen», erklärten beide Autorinnen übereinstimmend. Anhand von vier persönlichen Interviews mit älteren Menschen erforschten die angehenden Fachfrauen Gesundheit deren Einstellungen und Befürchtungen im Zusammenhang mit der menschlichen Endlichkeit. «Wir hatten offene Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner, die sich die Frage stellten, ob das Sterben selbstbestimmt oder gottgewollt sei», sagte Lia Koster und ihre BMA-Partnerin Mara Nöthiger ergänzte: «Es ist eher die Angst vor dem Leiden als die Angst vor dem Tod, welche die ältere Generation beschäftigt.» Durch die Arbeit fand bei den beiden Autorinnen eine Enttabuisierung des Themas statt. Sie nahmen mit ihrer Arbeit erfolgreich am diesjährigen Nationalen Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» teil und wurden mit dem Prädikat «sehr gut» ausgezeichnet. Die Berufsmaturitätsschule Zürich gratuliert den beiden Jungforscherinnen herzlich zu ihrem grossartigen Erfolg.
Wir freuen uns über alle gelungenen Berufsmaturitätsarbeiten unserer Lernenden und danken an dieser Stelle besonders auch den Betreuungspersonen für ihren wertvollen Einsatz im Rahmen der Talent- und Innovationsförderung.