Ausserordentlich zahlreich strömte das Publikum kurz vor 18.30 Uhr in den grossen Hörsaal im zweiten Stock der PHZH.
Herbert Kähli, Lehrer an der Schule für Gestaltung und langjähriger Organisator der Ausstellung, begrüsste die Gäste. Er schätzte, dass in den 45 ausgestellten Arbeiten mehrere tausend Arbeitsstunden stecken: «Wir zeigen Ihnen heute die besten und die berührendsten Arbeiten», hielt er fest und bedankte sich bei den betreuenden Lehrpersonen, bei Sarai Aron, verantwortlich für den Aufbau der Ausstellung, sowie bei allen Sponsoren, die den Anlass finanziell unterstützen. Einen speziellen Dank widmete er der PHZH, die der Ausstellung seit mehreren Jahren das Gastrecht gewährt. In ihrer Begrüssung zeigte sich die Prorektorin der PHZH, Prof. Dr. Silja Rüedi, beeindruckt von der Vielfalt der ausgestellten Arbeiten und machte mit einer Tour d’Horizon durch die bearbeiteten Themen dem Publikum Appetit, die Arbeiten anschliessend selbst zu entdecken.
Die Berufsmaturitätsschule Zürich konnte an der Ausstellung zehn herausragende Berufs-maturitätsarbeiten zeigen. Miki Ujihara und Raphael Stadler aus der BM 1-Klasse BIN19c präsentierten dem Publikum ihre Berufsmaturitätsarbeit mit dem Titel: «Katzenarten und ihre Ohrformen – ein Zufall?» Sie wollten in ihrer Arbeit herausfinden, ob es einen Grund dafür gibt, dass Katzen spitzige oder runde Ohren haben und dabei erforschen, ob zwischen den Ohrformen der Kleinkatzenarten und ihrer Stammesgeschichte respektive ihrem Lebens-raum ein Zusammenhang besteht. Um dies herauszufinden, hat das BMA-Team als ersten Schritt Bilder der Ohren und Daten zum Lebensraum der verschiedenen Katzenarten gesammelt. Anschliessend teilten die angehende Informatikerin und der angehende Informatiker Applikationsentwicklung die Ohrformen in Ohrformkategorien ein und unter-suchten mit einer Clusteranalyse die Zusammenhänge zur Stammesgeschichte und zum Lebensraum der Tiere. In der Arbeit wurde die Allensche Regel bestätigt, wonach gleich-warme Tierarten, die in kälteren Regionen der Erde leben, kleinere Körperanhänge (z.B. Ohren) besitzen als nahverwandte Arten, die in wärmeren Regionen vorkommen. Die beiden Lernenden kamen in ihrer Berufsmaturitätsarbeit aufgrund der eigenen Datenanalyse zum Schluss, dass die Ohrformen bei Kleinkatzenarten nicht zufällig sind und sie tatsächlich mindestens teilweise mit dem Lebensraum und der Stammesgeschichte zusammenhängen.
Herbert Kähli führte an der Vernissage mehrere Interviews mit Autorinnen und Autoren, darunter auch mit zwei BMA-Teams unserer Schule:
Jonathan Boissonnas und Fabian Fürer aus der Klasse BGM19a untersuchten in ihrer Arbeit mit dem Titel «Einsatz von Laserscanning zur Bestimmung der Eisvolumenänderung der Glacière de Monlési», wieviel Eis in dieser Eishöhle im Kanton Neuenburg über einen Zeitraum von 5 Monaten von Mai bis Oktober 2022 abgeschmolzen ist. Zur Beantwortung ihrer Forschungsfrage erfassten die beiden angehenden Geomatiker amtliche Vermessung in zwei Messkampagnen je ein 3D-Modell der Eishöhle. Zur Referenzierung wurden Targets im gesamten Höhlenraum installiert und eingemessen. „Diese Messungen waren sehr anspruchsvoll, wir haben dafür verschiedene Instrumente getestet und deren Messergebnisse miteinander verglichen», erklärte Fabian Fürer. Als Resultat ihrer Untersuchung stellten die beiden Jungforscher mithilfe der Laserscanning-Methode fest, dass das Eisvolumen in der Eishöhle im untersuchten Zeitraum um 126m3 abgenommen hat. «Noch ist das Eis in der Glacière besser geschützt als die Alpengletscher, welche 2022 mehr als sechs Prozent Ihres Volumens einbüssten, doch setzt auch ihr die Klimaerwärmung deutlich zu. Mich macht diese Gletscherschmelze persönlich betroffen», hielt Jonathan Boissonnas fest.
Gwyneth McAtee und Patrick Althaus beschäftigten sich in ihrer Berufsmaturitätsarbeit mit dem Einfluss von Bäumen auf die Energiegewinnung mittels Solaranlagen. Dabei untersuchte das BMA-Team in der Stadt Zürich im Belvoirpark und im Rieterpark experimentell die Verschattung durch Bäume respektive die sogenannte Transmission von verschiedenen Baumarten. Die berechneten Transmissionswerte wurden anschliessend verwendet, um den Effekt der Bäume auf traditionelle Solarmodule zu bestimmen. Dabei zeigte sich, dass der Einfluss von Bäumen auf die Energiegewinnung gross ist, insbesondere die ahornblättrige Platane und der Spitzahorn weisen einen hohen Verschattungsgrad auf, was auf einen starken negativen Einfluss für die Leistungsfähigkeit der Solarmodule hindeutet. «Für uns waren die Feldmessungen in den Parkanlagen sehr interessant», sagte Patrick Althaus und Gwyneth McAtee ergänzte: «Diese Messungen waren ein echter Kontrast zu den Labormessungen, mit denen wir als angehende Physiklaborantin und als angehender Physiklaborant täglich beschäftigt sind.»
Wir freuen uns über alle gelungenen Berufsmaturitätsarbeiten unserer Lernenden und danken an dieser Stelle besonders auch den Betreuungspersonen für ihren wertvollen Einsatz im Rahmen der Talent- und Innovationsförderung.